Der vorweihnachtliche Cocktail, den die „Museumsfreunde Pfuhl“ mixten und am zweiten Advent im dicht besetzten historischen Museumsstadel in Pfuhl den begeisterten Besuchern servierten, schmeckte nach zwangsläufiger Corona-Pause wieder hervorragend. Der Abend ging zugunsten der „Kartei der Not“, das Hilfswerk der Neu-Ulmer Zeitung. Darüber informierten die Macher der „Schwäbischen Weihnacht“.
Die „Weihnacht“ war sehr kurzweilig aber auch andächtig und stimmte nachdenklich, nicht zuletzt im Gedenken an den bis zu seinem Unfall-Tod im Sommer 2023 langjährigen engen Freund von Reinhard Raats, Reinhard Mohn. Mit bewegten Worten erinnerte er an den Freund von Kindesbeinen an. Reinhard Mohn hat auch all die Jahre hindurch die „Schwäbische Weihnacht“ mit Gesang und Gitarre musikalisch begleitet.
Vereinsvorsitzender Hans-Werner Ast freute sich, dass am Sonntag die zehnte „Schwäbische Weihnacht“ wieder stattfinden konnte, dabei waren gar zwei Bürgermeister der Stadt Neu-Ulm mit Rosl Schäufele und Hannes Stingl anwesend. Dank an die Stadt für die gute Zusammenarbeit und den neuen Schliff, den das Heimatmuseum, ein Ableger der städtischen Museen, in diesem Jahr mit der Außenfassade erhalten habe. Bürgermeister Stingl indes zeigte sich begeistert über den weihnachtlich herausgeputzten Museums-Stadel, die vielen Gäste und die Veranstaltung „Schwäbische Weihnacht“ an sich.
Reinhard Raats dankte all seinen Helferinnen und Helfern und informierte im Detail über den Tischschmuck. Vereinsmitglied Paul Denzel zimmerte die zahlreichen beleuchteten Tannenbäume, die abschließend von den Besuchern gegen eine Spende zugunsten der „Kartei der Not“ mitgenommen werden konnten.
Gewürzt mit heiteren und besinnlichen Geschichten und Gedichten, wie etwa der weihnachtlichen Erzählung von Selma Lagerlöf „Die Vision des Kaisers“, verfeinert durch musikalische Begleitung der Stubenmusik Burlafingen mit Horst Müller und Florian Fuchs, sowie das Posaunenchor-Ensemble Pfuhl, unter Leitung von Norbert Festl, schmeckte der Cocktail am späten Sonntagnachmittag den Gästen bestens.
Vereinsmitglied Reinhard Raats ist es überhaupt zu verdanken, dass diese beliebte „Schwäbische Weihnacht“ bei Punsch, Glühwein, Nüssen und Stollen wieder über die Bühne ging. Er entwickelte einst die Idee, war wiederum Dichter, Regisseur und Organisator. In unzähligen Stunden hat er aussortiert und alles sinngemäß ins Urschwäbische übersetzt, um sie dann mit seinem bewährten Team, Uschi Denzel, stellvertretende Vorsitzende der „Museumsfreunde“, Stadtrat Rudolf Erne und Apotheker Franz M. Utzinger, zum Besten zu geben. Dazwischen gab es Pausen, Musikstücke, Freud und strahlende Gesichter mit großem Applaus.
Text: Inge Pflüger / Bilder: Inge Pflüger, Marianne Pöhnlein, Uschi Denzel.
Text: Inge Pflüger
Der Advents-Cocktail, den die „Museumsfreunde Pfuhl“ am zweiten Advent servierten, mundete den zahlreichen Gästen im herrlich dekorierten Stadel hervorragend. Der Mix aus schwäbischer Mundart, der Märchenwelt, Volksmusik und Opernwelt, begeisterte – gar „Standing Ovations“ gabs.
Reinhard Raats, seit 2011 Initiator und Regisseur der „Schwäbischen Weihnacht“, ließ sich heuer etwas Außergewöhnliches einfallen: Für das Lesespiel übersetzte er das Grimm-Märchen „Hänsel und Gretel“ ins Schwäbische und unterlegte einzelne Lesepassagen mit hervorragenden Arien aus der gleichnamigen Märchen-Oper von Engelbert Humperdinck. Der Szenenapplaus für die Akteure blieb nicht aus, etwa für Uschi Denzel (Gretel), SPD-Stadtrat Rudolf Erne (Hänsel) oder den Erzähler, den Burlafinger Franz Utzinger. Im verborgenen agierten mit ihren Stimmen durch die Lautsprecher die gruselige Hexe (Marianne Pöhnlein), die Stiefmutter (Frigga Erne) oder der besorgte Vater (Reinhard Raats), schließlich hatte das Sandmännchen (Hans-Werner Ast) noch seinen getragenen Auftritt. Paul Denzel und Johann Demski waren für Musik und Effekte zuständig. Lob auch an Friseurmeisterin Roswitha Hillmann, die meisterhaft und kostenlos die etwas älteren Akteure mit reichlich Schminke in Hänsel und Gretel verwandelte.
Daneben verstand es Regisseur Reinhard Raats wieder, heitere und besinnliche Geschichten bzw. Gedichte, die er bereits im Sommer zusammengetragen hat, in den Pfuhler Dialekt zu übersetzen, um dies dann gemeinsam mit den Akteuren auf der kleinen, weihnachtlich herausgeputzten Bühne zu präsentieren. Musikalische Begleiter mit Weihnachtsliedern und Swing waren das Bläserensemble des Pfuhler Posaunenchors (Leitung: Stefan Mack), die Stubenmusik der Historischen Trachtengruppe Burlafingen (Leitung und Sänger Horst Müller) und Reinhard Mohn an der Gitarre.
Nicht zu vergessen aber sind die freiwilligen Helferinnen und Helfer der „Museumsfreunde“, denen der Vorsitzende Rolf Dieter Klossika für ihre vielen freiwilligen Stunden während des ganzen Jahres dankte, die auch dem Stadel ein weihnachtliches Gesicht verliehen und die vielen zufriedenen Besucher mit Trinken und Essen gut versorgten.
Die Bilder in der Bildergalerie stammen aus dem Fundus der Museumsfreunde und von Inge Pflüger.
Vor Weihnachten verwandelt sich der historische Museumsstadel im Advent in eine „weihnachtliche Stube“. Diese bestaunten am sonntäglichen Spätnachmittag neben zahlreichen Besuchern auch Oberbürgermeister Gerold Noerenberg und seine Frau
Cornelia, Bürgermeisterin Rosl Schäufele samt Mann Hans, oder der evangelische Pfarrer Pitschak mit Frau Myrtha. Das zweieinhalbstündige heitere und ernste, besinnliche, nachdenkliche oder traurige Programm, rührte einige Male gar zu versteckten
Tränen, etwa als das Märchen von Hans Christian Andersen „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ vorgetragen wurde, oder bei der Kriegsweihnachtsgeschichte. Unter anderem ging es um die Geburt Christi, um Weihnacht in der Vergangenheit,
der Gegenwart und in der Zukunft, oder um eine Weihnachts-Predigt von anno 1644. Vereinsmitglied Reinhard Raats hat wieder in unzähligen Stunden vorab die Beiträge sinngemäß ins echt „pfuhlerisch Schwäbische“ übersetzt und geprobt, um sie
dann mit seinem bewährten Team Uschi Denzel, Stadtrat Rudolf Erne und Apotheker Franz M. Utzinger hervorragend zu rezitieren. Programmgestalter waren noch die Burlafinger Stubenmusik mit Horst Müller und Florian Fuchs, sowie Reinhard Mohn,
der mit seiner Gitarre gemeinsam gesungene Weihnachtslieder begleitete und selbst Solis sang. Zahlreiche emsige Heinzelmännchen sind nötigt, damit solch ein Fest überhaupt rundum gelingt. Und diese haben die „Museumsfreunde“ mit ihrem Vorsitzenden
Rolf Dieter Klossika: Starke Männer holten sechs Christbäume aus Kadeltshofen, stellten sie im Stadel auf und weitere Frauen und Männer schmückten dann nicht nur die historischen Räume, sondern bedienten auch noch am Sonntag die zahlreiche
Gäste.
Text: Inge Pflüger
Die Bilder in der Bildergalerie stammen aus dem Fundus der Museumsfreunde.
Die Bilder in der Bildergalerie stammen aus dem Fundus der Museumsfreunde.
Einst zogen die Glockengießer mit den Kriegsheeren durch die Lande, stellten Kanonen und andere Waffen her, heute arbeiten sie nach wie vor mit Feuer, Erde und Luft, doch Waffen sind nicht mehr ihr Metier.
Spannend und hautnah demonstrierte Glockengießer Peter Glasbrenner aus Schwäbisch Hall mit seiner mobilen Gießerei, wie ein Glöcklein an zwei Tagen hergestellt wird. Auftraggeber waren die Pfuhler Museumsfreunde – zu ihrem 30. Jubiläum machten sie sich selbst das Glockengeschenk. Das gegossene Glöcklein wird auf dem so genannten „Guckahürle“ des ehemaligen Amts- und Rathauses, also des heutigen Heimatmuseums der Stadt Neu-Ulm, montiert und dann zu bestimmten Anlässen wieder bimmeln, so wie sie es mehr als 110 Jahre bis in die Kriegsjahre hinein tat.
Vorweg sei gesagt – am Sonntagmorgen kurz nach 11 Uhr – konnte der Glockengießer sein gelungenes Werk im Rohzustand unter großem Applaus präsentieren. Dabei schaltete Pfarrer Robert Pitschak das Geläut der nahe gelegenen evangelischen Ulrichskirche zur Tonprobe ein. „Gar nicht schlecht“ urteilte der Glockengießer. Ein klein wenig müsse der Klang noch verändert werden, nickte zufrieden der Fachmann.
Zurück zu den Arbeiten: Zahlreiche Besucher, unter ihnen Vertreter der Stadt und des Stadtrates, die örtliche Presse samt Funk und Fernsehen verfolgten an zwei Tagen das Spektakel auf dem Platz hinter dem Museum, denn allem Anschein nach hat in der Region solch eine öffentliche Glockengieß-Aktion vor Ort Seltenheitswert. Übrigens: Vereinsmitglied Reinhard Raats und Hermann Hillmann ist es zu verdanken, dass diese Glockengießaktion zustande kam.
Etliche Stunden musste der Glockengießer Glasbrenner am Samstag schon harte Arbeit leisten – Schillers Glockengedicht ähnlich – bis er seine flexible Werkstatt aufgestellt, die Gießform für die Glocke aufgebaut und der Guss in der Form waren. Verarbeitet hat er unter anderem fast drei Zentner rotes klebriges Formsand (industriell hergesellt) im fünfschichtigen Formkasten, den er mehrmals drehte, er setzte zugleich kunstvoll die sechs Bügel für die Glockenkrone ein (streng geheim), heizte den Ölbrenner und stellte die Bronzelegierung aus Kupfer und Zinn zusammen, „die besteht aus etwa 78 Prozent Kupfer und 22 Prozent Zinn“, informiert er. Geschmolzen wurde bei 1100 Grad Celsius und bei aller Arbeit sprach er noch das 300 Jahre alte „Gebet vom Glockenguss“ – die vielen Zuschauer wurden andächtig und mucksmäuschenstill.
Information
Das Glöcklein soll während eines ökumenischen Gottesdienstes im Herbst geweiht und erstmals geläutet werden.
Trägerin des Pfuhler Heimatmuseums ist die Stadt Neu‑Ulm.
Der 1987 gegründete Verein Museumsfreunde Pfuhl e. V. konzipiert und betreut die Ausstellungen.
Heimatmuseum Neu-Ulm/Pfuhl
im ehemaligen Rathaus
Hauptstraße 73
89233 Neu-Ulm/Pfuhl
Telefon: 07 31 / 9 40 89 26
E-Mail: Heimatmuseum.Pfuhl@atgmail.com
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